Gypsy

 

Anjuli keuchte, dann begann ihr Körper zu zittern. "Das sind lebende Seelen!!! Du mißbrauchst körperlose Seelen für einen Kampf, der nicht ihrer ist! Du raubst ihnen ihren Frieden!!!"
Giraselle fand sie keiner Antwort für würdig.
Lysander stieß die letzten Worte seines Zaubers aus und zeichnete mit seinen Händen einen Kreis um Anthea... Der Nebel wurde von ihr zurückgedrängt... Um sie kehrte die Wärme zurück...
Er hob beide Arme und schloß die Augen. Wortlos... aber dennoch... in seinem schmalen, androgynen Gesicht arbeiteten die Muskeln. Adern traten an seinen Schläfen hervor... Wind bewegte sein Haar... ein Wind, der gar nicht existierte... Sein ganzer Leib zitterte vor Anstrengung. Dann wurde die Energie um ihn spürbar... Die eisige Luft knisterte und flirrte im rasenden Takt seines Herzschlages und zugleich begann sich der Schatten um ihn zu verdichten. Seine eigentliche Macht brach hervor. Ungewollt begann er seine natürliche Gestalt anzunehmen. Das wehende, schwarze Haar wucherte über seine Länge hinaus, bis zum Boden... Sein schmaler, hagerer Körper streckte sich weiter, wie er seine Arme hoch in die Luft gestreckt hielt, bis er über zwei schritt Größe erreichte und zugleich färbte sich seine weiße Haut schwarz... wurde Hart und schimmernd, als sei er eine lebende Statue schwarzen Onyx'. Dann rissen seine Kleider über dem Rücken. Seidige, schwarz schimmernde Schwingen brachen aus ihrem Gefängnis und erfüllten den Raum mit machtvoll wildem Rauschen...
Der Seraphin öffnete seine Schwingen mit einem lauten Schlag zu ihrer vollen Spannweite und füllte den gesamten Saal und zwei der vier Etagenhöhen aus. Mit der Bewegung riß er einige Spiegelwesen von ihren Füßen oder zerbrach sie, ungewollt... Er bemerkte es gar nicht! Nein. Seine ganze Konzentration galt einzig dem Zauber, der in ihm reifte... vermutlich wußte Lysander nicht einmal, daß er wieder zu einem schwarzen Engel mutiert war.
Jedes Wesen, daß seinen Tod fand, schrie lautlos... und einzig Anjuli nahm diese Schreie wahr...
Justin hatte schon lange sein Schwert zurück gerissen und hielt es ebenfalls hoch... Seine Stimme erfüllt den Raum. Mit der Linken Hand wies er in alle Himmelsrichtungen, zeichnete eine Rune in die Luft und begann in seiner sanften, weichen Sprache, die Götter der Weltenden anzurufen, die Götter des Himmels, der Erde, des Feuers und des Wassers... Nacheinander erwachten weitere Runen auf seinem Schwert und begannen zu leuchten... Er wies mit seiner Waffe in bestimmte Ecken des Raumes. Überall dort begannen Punkte zu glühen.. Dann eilten an den Punkten Linien entlang und vereinigten sich in rasender Geschwindigkeit!
Aus Giraselles Gelächter wurde ein Schrei! Sie sah, wie der Elf sie einen Bereich zwängte...Sie und ihre Wesen... 
Anjuli kämpfte gegen einen nicht enden wollenden Strom an Geschöpfen, Konstrukten, in denen Giraselle Seelen gefangen hielt. Sie Wollte nicht töten... keines dieser Wesen. Aber für jedes, daß sie, atemlos, wie sie bereits war, abwehrte, nahm sie tiefe wunden hin... Ihre Wut stieg ins unermeßliche, aber nicht gegen diese Wesen, sondern gegen Giraselle... Und sie wußte, es konnte sich nur noch um Sekunden Handeln, bevor sie entweder zusammenbrach, oder der hungrige Dämon in ihr die Oberhand gewann... Was, wenn sie ihn nicht kontrollierte, nicht gefangen hielt? So viele Seelen?! Dieses Ding in ihr, in der zweiten Seele in ihr, würde ein Gemetzel anrichten! Schlimmer als alles, was dieses Ding bis Heute mit ihrem Körper verbrochen hatte!!!! Wortlos flehte sie die zweite Seele in sich an, hoffte, daß Diane sie erhörte, wenigstens dieses eine Mal nicht gegen sie arbeitete, sondern ihr half...! Diese verdammte Seele, an der dieser Parasit, dieser Dämon hing... Ihre tote Schwester, die Anjulis Körper mit bewohnte...
Nie hatte sie von Diane gehört, daß sie Anjulis bitten und flehen verstand, daß sie überhaupt vernahm, was die jüngere Anjuli wollte... aber eben erhielt sie einen Nachhall, einen Schimmer eines Gefühls, daß nicht ihr gehörte, eine stumme Antwort... Und zugleich Kraft...
Ich weder dir Helfen... und ich werde es bezwingen, wisperte eine Stimme in ihrem Herzen. Nur laß dich jetzt fallen. Ich werde es bremsen, und du dein Bewußtsein behalten.
Anjuli blieb reglos stehen und lächelte. "Ich vertraue auf dich," murmelte sie und ließ sich von einem der Wesen die Kehle herausreißen.
Anthea brüllte auf und schlug die Hände vor ihr Gesicht. Anjulis Blut bespritze sie... 
Der Körper Anjulis wirbelte in die Luft, bog sich durch... dann begann ihre Verwandlung!
Anthea sah auf und erstarrte... Anjulis Körper mutierte in rasender Geschwindigkeit zu der Dämonin, dem ungeschlechtlichen Geschöpf, daß zur Hälfte ein schwarzer Engel war, aber auch ein Seelenfresser, ein gesichtsloses Ding, daß nur zur Befriedigung seiner Gier existierte... Aber ihre Augen... ihre Augen veränderten sich zum ersten Mal nicht!
Anjuli breitete beide Arme aus. Wie zwei Schwerter brachen die gebogenen Klingen aus ihren Unterarmen und die Dornen aus ihren Fingerknöcheln. Ihr Haar wucherte und wiegte sich wie Schlangen um ihren Leib.
Giraselle sah aus weiten, entsetzten Augen auf die beiden Dämonen, die sich offenbar vorgenommen hatten, Anthea um jeden Preis vor ihr zu schützen.
Lysanders Energie hatte ein Höchstmaß erreicht und entlud sich im gleichen Moment, in dem sich Anjuli auf Giraselle stürzte und den alten, dürren Leib zerfetzte...
In der selben Sekunde Schrie Anthea gellend auf. Ihre Augen begannen golden zu glühen, wie das Feuer der Sonne... und ein helles Klirren folgte, als ihre Glockenbänder von den Fußgelenken brachen... 
Justin hatte begriffen, was Lysander tat... Aber ohne seine Hilfe konnte Lysander keinen Erfolg haben... Der Elf schloß die Augen, senkte die Stirn gegen das Schwert und begann zu beten, flehte mit seinem Gesang den Tod an, sein endloses Reich für diese Seelen zu öffnen...ihnen Gnade zu gewähren, ihnen die Süße des Friedens zu gewähren... Lysanders Magie entlud sich und stieß die Seelen aus ihren Gefängnissen, befreite sie... Die Bibliothek füllte sich mit Licht, Wärme, Kälte, Finsternis und wispernden Stimmen von Hunderten.
Und mit den Seelen, befreiten sich zwei weitere Geschöpfe... Aus den zerfetzten Überresten Giraselles, dem staubigen, blutigen Mantel, erhob sich ein Geschöpf, dessen Präsenz selbst Lysander mit heiliger Ehrfurcht erfüllte und hinab zu zwingen drohte...
Anthea fiel zu Boden... so ausgebrannt, wie Giraselle. Dort, über ihr schwebte eine Gestalt, das Licht der Sonne selbst, flammen umzüngelt, einer Supernova gleich. Ein Feuervogel, ein Mensch, die Augen des Zigeunermädchens... Die Schwingen weit, schimmernd...
Ihr gegenüber stand ein Wesen, Drache, Mensch, Engel... Es war die Personifikation eines Gottes! Das waren sie Beide,,, und doch unfertig, unvollkommen.
Schon längst hatten sie das Labyrinth und die Stadt hinter sich gelassen... Dies war ein Ort, an dem nur Götter sein konnten. Weite Finsternis und Sternenhelle... Eine endlose Ebene, die nur ein unsterbliches Wesen ertragen konnte... Anjuli stand neben Justin und Lysander, gefesselt von dieser Macht, diesem Gefühl, daß ihr Bewußtsein erfüllte, auszubrennen drohte... Dann warfen sich diese beiden Geschöpfe aufeinander. Aber sie bekämpften sich nicht. Sie gingen ineinander auf und gewannen ihre ursprüngliche Wesenheit und Macht wieder...
Luft, Boden und Welt bebten unter den rauschenden, transparenten Schwingen des Gottes, der gerade wiedergeboren wurde...Ein gewaltiger Schlangendrache kroch über den Himmel, um sich keine Luft, sondern Wasser, ein Geschöpf, kristallen, ein Wesen, schillernd und gewaltig, daß seiner wahre Größe den gesamten Horizont einnahm.
Die wispernden Stimmen der Seelen begleiteten ihn wie ein Gefolge.
Anjuli fiel es schwer, sich von dem Gefühl zu befreien, daß ihren Geist gefangen hielt. Ähnlich schien es Lysander zu gehen, zumal er nicht an Götter glaubte. Aber eben würde seine Weltsicht gestürzt... Dennoch fast gleichzeitig mit ihr befreite er sich von diesem Bann.
Justin starrte reglos in den Himmel, völlig in diesem endlosen Wesen aufgegangen.
Anjuli eilte zu Anthea und hob sie behutsam auf ihre Arme, um sie mit ihren Klingen nicht zu verwunden. Sie konnte nicht sagen, ob Anthea tot war, oder lebte, aber sie sah so glücklich aus, so befreit... Die junge Frau fühlte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten und über das konturlose, häßliche Gesicht rollten. Lysanders Schwingen schlossen sich schützend über ihr wie ein Baldachin aus dichten, seidigen Federn. In seinen Armen lag die blutige Leiche der alten Frau.
Beide wendeten sich Justin zu... Der Elfen- Vampir stand da, die großen, blauen Augen geweitet und bleicher denn je. Adern drückten sich an seinen Schläfen heraus. Er lauschte... Er schien die Stimme dieses Gottes in sich zu vernehmen...
Dann hob er den Kopf und sah seine Freunde an.
"Dies ist Aray- Carion- Seyelle, der Gott der Meere und allen Lebens darin. Vor endlosen Zeiten wurde er, wie alle seine Brüder in fleischliche Körper gesperrt, in andere Elemente gespalten und getrennt," sagte Justin leise. "Das war zu der Zeit, als sich eine Dämonenvolk anmaßte, sich selbst zu Göttern zu ernennen und versuchte, alle wahren Göttern zu vernichten. Aray. Carion- Seyelles Anhänger entschlossen sich zu diesem Schritt, um ihn vor der Vernichtung dieser Wesen zu schützen. Die Seraphin vernichteten mit ihrer gewaltigen Macht und ihrer Unsterblichkeit viele Götter. Diese zwei, die seine Seele in sich trugen, wurden Absichtlich getrennt und immer wieder wiedergeboren. Immer nur mit einem Teil der göttlichen Macht gesegnet, um vor den Seraphin, den schwarzen Engeln sicher zu sein."
Lysander senkte den Kopf und drückte die Leiche der alten Frau an sich. Sein Herz brannte in seiner Brust, wog Tonnen... Er fühlte plötzlich tiefes Mitleid für Giraselle.
"Du würdest Leben, wenn es uns nicht gäbe."
"Es war die Konstellation der Geschehnisse und der Personen, die die Wiedergeburt dieses Gottes mit sich zog."
Justin sah zu Boden und lauschte wieder der Stimme, die ihn erfüllte.
"Ein Zufall führte Die beiden Gottesmütter zusammen. Giraselle, eine mächtige Magierin erkannte sofort, wer ihr gegenüberstand. Sie versuchte an die Frau, die Anthea war, heranzukommen, um sich wieder mit ihr zu vereinen. Aber die alte Sippenführerin verhinderte es, und fand dabei den Tod... Anthea selbst wählte zwei mal den Freitod, bevor der göttliche Teil in ihr erwachte, aus Angst vor dem, was sie in sich trug und was sie zu vernichten drohte."
Wieder lauschte er der Stillen Stimme in sich.
"Lysander, Anjuli... ihr wart, mit mir zusammen der Auslöser, der diese beiden Seiten Aray- Carion- Seyelles wieder zusammenfügte. Ein schwarzer Engel, der nichts dämonisches in sich trägt. Der Jäger seiner eigenen Art, eine Frau, die die Tochter eines schwarzen Engels ist, sich aber ihre Menschlichkeit bewahrt hat und ein wahrer Priester."
Justin lächelte plötzlich. Langsam, hoch aufgerichtet trat er zu Anjuli und strich dem Mädchen in ihren Armen über Stirn und Wangen.
Antheas Brust hob sich plötzlich und sie rang nach Luft, schlug die großen Augen auf und sah ihre Freunde an. Anjuli ließ sie behutsam zu Boden und stützte sie ein wenig, während Justin sich Lysander zuwendete und das gleiche mit Giraselle tat. Bei der alten Frau dauerte die Rückkehr in das Leben länger... aber nach einer Weile begann auch ihre Brust sich zu heben und zu senken und sie schlug die Augen auf... Aber das Gesicht unter der Kapuze hatte sich verändert. Es war immer noch das Gesicht einer alten Frau, aber das Kalte, Böse darin war verschwunden. Lysander ließ sie zu Boden. Giraselle betrachtete alle um sich sehr lang und sehr traurig, bevor sie sich zu dem Gott umwendete, der seine Bahnen über den endlosen Himmel zog. "Verzeih mir, was ich tat. Ich wollte nicht korrumpiert werden von der Macht, die du mir gewährtest."
Justin sah zu ihr hinab. "Er hätte euch nicht das Leben zurückgegeben, wenn er euch keine zweite Chance gewähren würde."
Sie sah zu dem Elfen und nickte. Ich war von Anfang an eine Necromantin," sagte sie. "Nur ich kannte meine Macht durch ihn und wollte sie nicht verlieren, deshalb hielt ich Anthea gefangen. Ich habe sehr früh den falschen Weg gewählt. Den des Bösen. Und ich bin nicht sicher, ob ich ihn nicht wieder einschlagen werde. Aber ich bin ihm Dankbar. Mehr, als ich es sagen kann."
"Auch das weiß er." Entgegnete Justin. "Ihr und Anthea werdet immer zwei Seiten des Selben sein. Eine rein, die andere nicht. Aber ihr seid beide auch seine Retter und deshalb steht ihr unter seinem Schutz und habt seine Macht für euch. Ihr könnt in seinem Namen Wunder wirken und ihr seid seine Ritter."
Giraselle nickte nachdenklich. "Wir werden sehen."
Anthea sah sie ernst an. "Ja, wir werden sehen." Über ihnen rauschten Flügel wie die Meeresbrandung.
"Wir werden sehen..."

Lysander saß in seinem Zimmer und nähte in qualvoller Kleinarbeit sein Hemd und seine Weste. Anjuli hockte neben ihm auf der Bettkante und betrachtete sie Fetzen, die einst einmal ihre Lieblingshosen waren.
"Wenn du glaubst, daß ich dir das nähe," murmelte der Magier. "Bist du auf dem Holzweg."
Die junge Frau sah ihn ärgerlich an. "Die Dinger haben Geld gekostet. Bin ich wahnsinnig und laß' mir daraus so ein typisches Lysander- Patchwork machen? Hab' ich 'nen Schuß?"
Er warf ihr einen verächtlichen Blick zu, lächelte dann aber. "Ich mag dich in den Hosen."
"Bis vor einer Weile ich mich auch," antwortete sie trocken. "Die Hosen sind leider außer Mode... die krieg' ich nie wieder. Und so Geschichte, wie die jetzt sind, kann ich die auch nie wieder reparieren lassen." Sie grinste. "Egal. Für euch sind mir keine Hosen zu teuer..."
Lysander legte seine angefangene Arbeit zur Seite und setze sich zu ihr, nahm sie fest in die Arme und wiegte sie wortlos.
"Fehlt sie dir?" fragte Anjuli.
"Ein wenig. Aber mir ist viel wichtiger dich und Justin wieder zu haben. Ihr seid mir das Liebste und Wichtigste in meinem Leben."
Anjuli erwiderte die Umarmung, "Seid ihr mir auch," murmelte sie.
Flügel schlugen gegen den leeren Fensterrahmen, wo Lysander das Glas hinaus gedrückt hatte. Goldy kroch auf das Fensterbrett und schüttelte sich. Der blau geschuppte Tambren folgte ihr und schubste sie ein wenig, worauf sie ihn ärgerlich anfauchte und ihre Meinung mit einem dünnen Feuerstrahl unterstrich. Tambren sah sie aus großen, verwirrten Augen an und wischte sich kurz den schwarzen Ruß aus dem Gesicht. Dann schubste er sie lächelnd vom Fensterbrett, grinste dabei und streckte ihr die Zunge raus, als sie mit dem dicken Hintern voran auf den Holzdielen landete. Sofort begann sie wütend zu schnattern und hob ihre beiden winzigen Fäuste, begann mit den Flügeln zu schlagen und fühlte sich plötzlich um die Mitte gepackt und festgehalten. Erschrocken sah sie sich um und entdeckte ihren Herren, der sie mit hochgezogenen Brauen betrachtete. Tambren hüpfte vom Fensterbrett auf seine Schulter und hielt sich fest, als Lysander aufstand. Goldy schmiegte sich an die Hand des Magiers und begann leise zu schnattern...
"Wir haben dir den Schmuck wiedergebracht," hörte Lysander Tambren in seinem Kopf. "Ach ja, das Zeug ist nicht nur nicht echt, sondern auch aus einem Metall, daß die Magie dessen, der es trägt dämmt."
"Wie angenommen... Aber Anthea ist nicht mehr da, und auch Giraselle nicht mehr." Er lächelte, als seine beiden kleinen Drachen anfingen zu schnattern und zu zetern.
"Und dafür haben wir unseren Hals riskiert!" knurrte Goldy.
"Und uns mit so einem ekelhaften Eisdrachen geprügelt...?!" setzte Tambren hinzu.
Lysander lächelte zärtlich und drückte seine beiden kleinen Drachen. "Ich danke euch beiden."
"Ach ja... Weißt du eigentlich, was das war?" fragte Tambren. "Dieses..." Er zuckte die Schultern "Es war, als würde etwas zurückkehren... etwas sehr mächtiges..."
"Ein Gott ist erwacht," antwortete Anjuli leise, weil sie wußte, wie schwer es Lysander fiel, Götter zu akzeptieren, oder überhaupt an die Existenz eines solchen Geschöpfes zu glauben.
Tambren sah sie an. "Götter... Sie kehren also zurück..."
Fast schien der Kleine darüber glücklich zu sein. Goldy aber sah Lysander in die Augen.
"Ein Gott?"
Lysander nickte. "Ja, ein wahrer Gott."
Sie blinzelte. "Welcher?"
"Aray- Carion- Seyelle, der Gott der Meere. Der große Wasserdrache."
Die Augen beider Drachen weiteten sich... Die kleine Goldy begann zu zittern vor Aufregung... Sie begann aufgeregt und leise in ihrer gutturalen Sprache zu schnattern.
Tambren antwortete ihr, sah Lysander an und kuschelte sich an den Magier. "Uns ist egal an was oder wen du glaubst. Wir lieben dich und werden immer bei dir bleiben..."
Lysander kraulte die beiden Drachen zärtlich. "Jedenfalls weiß ich jetzt, was für mächtige Geschöpfe es gibt." Er hob die Schultern. Nennen wir dieses Geschöpf Gott. Aber bitte verlangt nicht von mir, je gläubig zu werden. Dazu bin ich der Falsche. Dafür gibt es solche gutherzigen, sanften Männer wie Justin."
Goldy knuffte ihn und streckte Lysander die Zunge raus.
Grinsend warf Anjuli ihre Hose auf das Bett und kam reckte sich. "Sagt mal, ihr Süßen, wart ihr nicht auf der Jagd nach irgendwem? So, bevor die Sache mit Anthea dazwischen kam?"
Lysander nickte. Beide Drachen befreiten sich aus seinen Armen und flatterten zu Anjuli.
"Mach du uns wenigstens diese Transportcontainer ab..." bat Goldy und setzte sich auf ihr linkes Knie.
"Brauchst du zufällig die Hilfe von einem Vampir und einer Empathin?" fragte sie, während sie die Behälter, die die beiden Drachen trugen, abschnallte.
Wie zufällig klopfte es an der Türe und Justin trat ein. "Anjuli hat recht. Wie ist das? Ich will mal wieder ein bißchen was erleben und das mit meinen beiden Liebsten..."
Er setzte sich hinter Anjuli auf das Bett und umarmte sie zärtlich von hinten, um mit großen, dunklen Augen zu Lysander zu sehen. Der Magier schüttelte lächelnd den Kopf und schlug die Augen nieder. "Ihr beiden habt euch wieder gegen mich verschworen!"
Langsam kam er zum Bett hinüber. Die beiden Drachen flatterten hoch und zogen es vor, den angeschlossenen Baderaum aufzusuchen.
Anjuli streckte die Hand nach ihm aus und zog ihn mit auf das große Bett, in ihre und Justins Arme.
Lächelnd murmelte der Magier:. "Wir drei gegen den Rest der Welt." 

~ FIN ~

 

(c) Tanja Meurer, 2001