Mädchen in Uniform (Gastrezension: Tanja Meurer) 

Der 1958 entstandene Film ist nicht die erste Version des Stoffes um das Mädcheninternat. Bereits 1931 wurde die Geschichte um das Mädchen Manuela von Meinhardis in einem Film dargestellt. Dieser basierte noch auf dem Bühnenstück "Gestern und Heute" und dem Roman "Mädchen in Uniform" von Christa Winsloe. So kann man sagen, dass der Film mit Romy Schneider das Remake eines Remake ist und dies scheint sich durchaus auf den Film auszuwirken, da der Film von 1958 oftmals als abgemildertes und schlechtes Remake des Originals deklariert wird.

 

Die Geschichte beginnt im Jahre 1910. Die Mutter der jungen Manuela ist gestorben und ihre strenge Tante möchte, dass das Mädchen endlich auf ein Internat für adelige junge Damen geht, um dort auf ihre Rolle im Leben vorbereitet zu werden. Diese besteht daraus eine gute Soldatenmutter zu werden, etwas was zu dieser Zeit als höchstes Ideal galt. Individualität und Freiheit sind nicht erwünscht, Ordnung und Sitte herrschen in dem Internat und Manuela muss lernen, dass die jungen Frauen mit Drill und aller Härte in die traditionelle Frauenrolle erzogen werden. Das fantasievolle und fröhliche Mädchen hat deutliche Schwierigkeiten sich an die Gebräuche zu gewöhnen, die besonders durch die Schuluniform versinnbildlicht werden. 

Einzig die junge, engagierte Lehrerin Fräulein von Bernburg beginnt andere Erziehungsmethoden anzuwenden und legt während des Unterrichts eher Wert auf die Individualität und Menschlichkeit ihrer Schülerinnen. Sie versucht dies sogar auch der strengen Direktorin begreiflich zu machen, kämpft jedoch mehr oder minder auf verlorenem Posten. In ihr findet Manuela einen Menschen, den sie nicht nur schätzt und bewundert, sondern auch als Ersatzmutter akzeptiert. 

Als die Klasse beschließt für den Geburtstag der Oberin das Stück "Romeo und Julia" aufzuführen, erhält Manuela die Rolle des Romeos. Zu Beginn gelingt es ihr nur sehr schwer die Rolle des verliebten Mannes zu spielen und so hilft ihr ausgerechnet Fräulein von Bernburg bei einer romantischen Szene zwischen Romeo und Julia. Gerade in diesem Moment wird Manuela bewusst, wie sehr sie Fräulein von Bernburg liebt und während die Lehrerin versucht die Liebe Manuelas zu ignorieren, deutet diese es nur noch mehr als Beweis für die Gefühle der Frau zu ihr. Als zu allem Überfluss die Direktorin das Liebesgeständnis Manuelas an ihrer Geburtstagsfeier direkt mitbekommt, überschlagen sich die Ereignisse. Manuela  wird ins Isolierzimmer gesperrt und ist infolge der Ereignisse erkrankt. Fräulein von Bernburg macht sich ihre Gedanken und kommt zu dem Entschluss die Schule und damit auch Manuela zu verlassen. Doch das Mädchen ist schon längst so fasziniert und gefangen von ihrer Lehrerin, dass sie nicht mehr ohne sie leben möchte und beschließt sich das Leben zu nehmen, als sie von der Entscheidung der Lehrerin hört.

Mit dieser Tat legt sie nicht nur den Grundstein ihrer eigenen Zukunft, sondern auch den der Veränderung innerhalb des Internates...

 

"Mädchen in Uniform" ist ein dramatischer und stiller Film, der allein durch die Darstellung von Romy Schneider als Manuela und Lilli Palmer als Fräulein von Bernburg lebt. Die Beziehung zwischen beiden Frauen bildet hierbei den Dreh- und Angelpunkt der Handlung und besonders Manuelas Blicke und ihre Worte und Taten sprechen Bände. Ob die Lehrerin diese Gefühle erwidert, muss jeder für sich entscheiden und der Zuschauer ist somit gezwungen zwischen den Zeilen zu lesen. 

Der Film greift trotz seiner klaren Linie nur indirekt eine lesbische Liebe oder gar Beziehung auf, sondern handelt eher von dem Kampf um Individualität und Menschlichkeit, Phantasie und Güte. Um diese Punkte zu unterstreichen und einen ausweglose Situation zu erschaffen ist Manuela in ihrer Lehrerin verliebt, oder schwärmt zumindest von ihr. Denn ob Manuela wirklich in Fräulein von Bernburg verliebt ist, oder sich das alles nur auf ihr Temperament und ungestüme Art sich auf jedes Stückchen Zuwendung zu stürzen, zurück zu führen ist, bleibt jedem selbst überlassen. Zudem verschenkt der Film etliche Möglichkeiten die Beziehung und auch die Anstalt an sich ordentlich und tiefgründig zu thematisieren und gleichzeitig auch richtige Kritik an den Zuständen des Internates zu üben. Zum Ende hin wird zwar ganz deutlich gezeigt, dass Fräulein von Bernburgs Worte und Taten auch bei der Oberin Früchte tragen, aber etliches wird nur grob abgehandelt.

Der Originalfilm von 1931 behandelt ebenfalls diese Themen, doch dort wird alles noch radikaler und auswegsloser dargestellt. Die Liebe zwischen den beiden Frauen ist hierbei noch deutlicher ausgesprochen, das Regime der Direktorin noch strenger und härter und die Diskrepanzen zwischen den Charakteren noch größer.

 

"Mädchen in Uniform" ist ein interessanter Film, den man sich auf jeden Fall einmal ansehen sollte, wenn man deutschen Filmen, die sich mit homosexuellen Themen beschäftigen, eine Chance geben will. Allerdings sollte man sich dennoch das Original von 1931 zu Gemüte führen, um einen direkten Vergleich der beiden filmischen Umsetzungen ziehen zu können.

Wer dramatische Filme mag und zudem noch ein Fan von Romy Schneider oder Lilli Palmer ist, sollte zuschlagen, alle anderen sollten sich eher dem Original zuwenden.

 

Titel:

Mädchen in Uniform
Produktionsjahr: 1958
Land: Deutschland
Genre: Drama
Dauer: 95 Minuten
Schauspieler: Lilli Palmer, Romy Schneider, Therese Giehse 
Regie: Géza von Radványi 
Preis: 7,95 Euro
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Géza von Radványi.