Under Grand Hotel
Nachdem
er für den Mord an einem Mann zu 80 Jahren Haft verurteilt wurde, wird der
Japaner Sen in eines der sichersten Gefängnisse der USA gebracht – das Under
Ground Hotel, was von vielen Insassen „Under Grand Hotel“ genannt wird. Die
Sitten sind rau – die Starken „fressen“ die Schwachen. Und da es keinerlei
Frauen gibt, müssen sich die Männer anderweitig Abhilfe verschaffen. Sen, der
eigentlich nicht homosexuell ist, bemerkt schnell, dass auf seine Wünsche keine
Rücksicht genommen wird. Als der psychisch gestörte Lain ihn beinah tötet, wird
er von Sword Fish, dem Shutcall des Gefängnisses (dem Boss unter den Gefangenen)
gerettet. Zudem sorgt Sword dafür, dass Sen in seine Zelle zieht, da er ein Auge
auf den zierlichen Japaner geworfen hat. Doch so schnell lässt Sen den
Amerikaner nicht zum Zuge kommen, gleich wie viel Sicherheit und Schutz Sword
bedeutet. Erst als eine Gruppe
Männer Sen in einem Lagerraum auflauert und ihn vergewaltigt, begibt er sich
freiwillig in Swords Hände. Sens Tage und Nächte werden fortan von Sword
bestimmt, auch wenn Sen darauf Wert legt sich nicht gänzlich unterzuordnen. Im
Laufe der Zeit erwachen jedoch ganz andere Gefühle in Sen und auch Sword, der
Schwule eigentlich nicht ausstehen kann und verheiratet ist, verändert sich
immer mehr. Ihre Gefühle füreinander sorgen jedoch immer wieder für Probleme,
so beispielsweise Norman, der zuvor Swords Geliebter war und sich für Sen
interessiert. Doch auch als der neue Gefängnisdirektor Travis wird auf sie
aufmerksam und spielt ein gefährliches Spiel.
Mit „Under Grand Hotel“ von Mika Sadahiro wagt sich Tokyopop einmal mehr in die
Hardcore Gefilde des Boys Love Bereiches vor. Die Altersfreigabe ist mehr als
gerechtfertigt, geht es doch wesentlich häufiger und teilweise
auch
explizierter und brutaler zur Sache als beispielsweise in Yamane Ayanos
„Finder“- Reihe oder „Black Sun“ von Uki Ogasawara. Der Manga dreht sich daher
weitestgehend nur um das Eine, wenngleich es durchaus einige interessante
Grundideen gibt. Dennoch wirken diese teilweise aufgesetzt, als dienen sie nur
dazu Sen und Sword miteinander in die Falle hüpfen zu lassen. Erst im Laufe der
Handlung baut Mika Sadahiro einen roten Faden, in Form des Gefängnisdirektors
Travis und des Gefangenen Walter, ein. Beide lenken die Geschichte in
spannendere, thrillerähnliche Bahnen. So macht es durchaus Spaß den Manga zu
lesen, wenngleich die vielen Sexszenen beinah zuviel sind. Letztere sind zumeist
weder romantisch, noch dienen sie dazu die Liebe zwischen den beiden
Protagonisten zur Schau zu stellen – es ist einfach Sex, ohne viel Kitsch drum
herum. Somit sind auch die Dialoge und Gespräche teils sehr deftig, rau und
direkt. Zartbesaitete Gemüter sollten sich also wirklich überlegen, ob „Under
Grand Hotel“ die richtige Lektüre für sie ist.
Ein weiterer
Pluspunkt sind die halbwegs realistischen und interessanten Charaktere, die sind
nichts mit den gängigen Boys Love Stereotypen gemein haben. Weder Sword noch Sen
rutschen ins Klischee ab, selbst als sie sich ineinander verlieben haftet ihnen
sehr viel Realität und Ernsthaftigkeit an. Im Laufe der Handlung erfährt man
mehr über die beiden Charaktere, aber auch Nebenfiguren wie Norman, Travis oder
Walter werden beleuchtet. Insgesamt passen die Figuren gut zum Manga und wirken
nicht zu überspitzt und unrealistisch.
Zeichnerisch
ist „Under Grand Hotel“ Geschmackssache. Mika Sadahiro hat einen
gewöhnungsbedürftigen Stil, da hin und wieder die Anatomie der Gesichter und der
Körper nicht stimmt. Dafür sind die erotischen Szenen sehr detailliert und
abwechslungsreich, so dass es in dieser Beziehung nicht langweilig wird. Doch
auch Kampfszenen und schwierige Perspektiven
bereiten
der Mangaka kaum Probleme und können durchaus überzeugen. Hin und wieder
schleichen sich zwar Fehler ein oder der Bildaufbau wirkt ein wenig statisch,
doch darüber kann man hinwegsehen.
Insgesamt ist
„Under Grand Hotel“ ein Muss für alle Hardcore- Boys Love- Fans. Wer harte,
realistische Geschichten mag und wen die schmutzigen Sexszenen und sie rauen
Dialoge nicht stören, der sollte zugreifen. Mika Sadahiro Zeichnungen sind zwar
fernab des üblichen bishonenhaften, filigranen Boys Love- Stils, doch da diese
zur Geschichte passen, sind sie ein weiterer Pluspunkt. Fans des Genres, die
eher die romantischen und gefühlvollen Geschichten bevorzugen sollten um „Under
Grand Hotel“ einen Bogen machen. Er ist nicht umsonst mit „18+“ belabelt und zur
Zeit einer der härtesten Boys Love Mangas auf dem deutschen Markt.
Titel:
|
Under Grand Hotel |
Zeichner/ Autor: |
Mika Sadahiro |
Genre: |
HardYaoi, Drama |
Verlag: |
Tokyopop, 2012 |
Preis: |
9,95 Euro |
ISBN: |
978-3842006560 |
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Bildcopyright:
Die im Zusammenhang mit diesem Artikel verwendeten Bilder und Coverscans
unterliegen dem Copyright von Mika Sadahiro, Tokyopop.
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